Was Zahnbürsten und Schlafsäcke mit der Digitalisierung gemeinsam haben.

Normen und Standards machen unser Leben leichter. Auch bei der digitalen Verwaltung Berlins kommt es auf Standardisierung an.

Grafik Hand berührt Touchscreen

Dass ein 8er-Schraubenschlüssel auf eine 8er-Schraube passt – eine Selbstverständlichkeit. Dass ein Fahrradschlauch mit 28 Zoll auf eine 28er Radfelge gehört – na logisch! Und wer sich tatsächlich seine Jeansgröße merken kann, der weiß: Wenn einmal eine W34 L36 passt, dann passt meistens eine andere Jeans mit den gleichen Angaben zu Länge und Weite. Es sei denn, der Bauchumfang wächst mit der Zeit, aber dafür kann die Jeans ja nichts.

Standards und Normen machen unser Leben leichter. Verlässlicher. Genau genommen stellen sie sicher, dass unser Alltag und Beruf überhaupt funktionieren. Denn nahezu alle Dinge und Dienstleistungen, die wir nutzen oder in Anspruch nehmen, sind auf die ein oder andere Weise genormt. Bewusst ist uns das in der Regel nicht. Doch spätestens, wenn die Abkürzung „DIN“ fällt, kann jeder damit etwas anfangen. Ein DIN A4-Papier passt zum Beispiel in jedes DIN A4-Fach eines Druckers und in jeden DIN A4 Briefumschlag. Praktisch!

Das Institut für Normung: Wo Normen Standards sind

Entwickelt werden solche DIN-Normen vom Deutschen Institut für Normung e.V. (DIN), einer unabhängigen Plattform für die Normung und Standardisierung
in Deutschland und weltweit. Das Institut steuert etwa 36.000 Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Forschung, von Verbraucherseite und der öffentlichen Hand, die bislang rund 34.000 Normen auf den Weg gebracht haben. Dazu zählen unter anderem besagte Schrauben und Fahrradreifen, aber auch unzählige weitere Produkte unseres täglichen Lebens. Zum Beispiel legt eine DIN-Norm fest, dass Zahnbürstenborsten bei einer sogenannten Büschelauszugsprüfung mindestens einer Kraft von 15 Newton widerstehen müssen. Dass Schnuller in ihrem Schild mindestens zwei Löcher aufweisen, damit ein Kind im Falle des Verschluckens immer noch Luft bekommt. Dass Schlafsäcke mindestens 20.000 Scheuertouren überstehen müssen, wobei zu einer einzelnen Scheuertour das Ein- und Aussteigen zählt. Und dass am 1. April 1998 beim Champions League-Spiel zwischen Borussia Dortmund und Real Madrid kurz vor Anpfiff ein Tor umfiel, hätte niemals passieren dürfen – schließlich definiert die DIN EN 748 die Anforderungen an die Standfestigkeit von Fußballtoren, die Stabilität der Querlatte, die Festigkeit der Fundamente sowie die Reißfestigkeit des Tornetzes.

Seilbahnen im Flachland

Sicher – es gibt auch hier Normen, die lustig oder seltsam anmuten. Zum Beispiel ist der Abstand zwischen den Stäben eines Grillrosts genormt, damit das Grillgut nicht hindurchfällt. Auch ein europaweit geltendes Seilbahngesetz mit 32 Paragrafen zum ordnungsgemäßen Umgang mit Seilbahnen wirkt im Einzelfall putzig – schließlich musste es auch in Mecklenburg-Vorpommern eingeführt werden, wo die höchste Erhebung des Bundeslands gerade einmal 179 Höhenmeter aufweist. Doch wer sich in der Vergangenheit schon einmal gewundert hat, dass es bei Handyladekabeln zahlreiche nicht-identische Stecker gibt, der weiß, wie nervig fehlende Normen sein können. Doch auch bei diesem Kapitel gibt es bald Abhilfe – zukünftig gilt hier ein einheitlicher, europaweiter Standard.

Digitale Standards sind längst Teil unseres Lebens

Apropos: Auch für die Einzelbauteile eines Smartphones gelten Normen und Standards – wie in der digitalen Welt generell. Zum Beispiel können Sie das aktuelle bITDZ & bytes-Magazin auch auf der Website des ITDZ Berlin als PDF herunterladen. Dieser Datenstandard wurde 1992 von Adobe veröffentlicht und ermöglicht systemunabhängig die Nutzung eines digitalen Dokuments. MP3 ist seit vielen Jahren der Standard für relativ datengeringe Audio-Dateien, der übrigens in Deutschland am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen entwickelt wurde.

Berlins digitale Standardisierung wird Gesetz

Standards helfen und vereinfachen also unheimlich viel – im analogen und digitalen Leben gleichermaßen. Erkannt hat das auch die Berliner Politik. Sie führte im Mai 2016 für das Land Berlin das Berliner E-Government-Gesetz ein. Es gibt den Rahmen für den Einsatz von einheitlicher Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) vor, für den sicheren Umgang mit Daten und medienbruchfreie Arbeitsabläufe.

Das Ziel: Die Abläufe in der Verwaltung sollen schneller, transparenter und digitaler werden, damit Bürgerinnen, Bürger und die Wirtschaft auf bessere Dienstleistungen in Behörden und Ämtern zugreifen können. Zugleich sollen Mitarbeitende dank einer einheitlichen IKT-Steuerung und zentral gesteuerter Prozesse fachübergreifend deutlich besser zusammenarbeiten.

Dem ITDZ Berlin kommt dabei als IT-Dienstleister des Landes Berlin eine besondere Aufgabe zu: Die schrittweise Transformation der dezentralen, heterogenen IKT-Ausstattung in den Behörden Berlins in eine landesweit standardisierte und zentral vom ITDZ Berlin administrierte, verfahrensunabhängige IKT.
Das Ziel: Eine moderne, sichere und einheitliche IKT-Infrastruktur in den Behörden und Organisationen der Berliner Verwaltung. Damit viele Behördengänge für Bürgerinnen und Bürger bald der Vergangenheit angehören, weil sie bequem vom PC aus erledigt werden können.

bq. Marc Böttcher, Vorstand des ITDZ Berlin, sagt dazu: Die digitale Transformation wird den Mitarbeitenden in der Verwaltung sowie Bürgerinnen und Bürgern spürbar Entlastung bringen. Mit einheitlichen Rahmenbedingungen und IT-Prozessen in allen Behörden, Institutionen und Ämtern schaffen wir hierfür die Basis und treiben die Digitalisierung Berlins voran.

Klingt wie eines der größten IT-Projekte in Deutschland? Ist es auch. In der neuesten Ausgabe unseres Magazins bITDZ & bytes können Sir mehr über Standardisierung und die Vorteile für die Berliner Verwaltung erfahren.