IT ganz nah an Berlin

Thomas Ehlert ist ein Urgestein der Berliner Verwaltung, des ITDZ Berlin und der IT-Wirtschaft. Als Führungskraft trägt er mit seiner Erfahrung und Besonnenheit entscheidend dazu bei, dass das ITDZ Berlin die Herausforderung der Digitalisierung Berlins meistert. Lesen Sie das Interview mit dem Leiter der Abteilung „Kunden und Produkte“ zu seinem „Vierzigsten“ in der Berliner Verwaltung.

T.Ehlert Foto

Herr Ehlert, man kommt um diese Frage derzeit nicht herum: Eine Phase wie jene der Corona-Epidemie – haben Sie etwas Vergleichbares schon einmal im ITDZ Berlin erlebt?

Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn die Folgen mancher Krise schon miterlebt. Als Kriegsflüchtlinge aus Jugoslawien nach Berlin kamen, nach 9/11 in den USA oder beim Flüchtlingsdrama hat man die jeweiligen Folgen auch in der Verwaltung von Berlin gespürt. Aber so etwas wie Corona gab es noch nie. Meine Mutter ist 86 Jahre alt, und auch sie meinte zu mir: „Die Folgen sind nur mit dem Krieg vergleichbar.“ Sehr drastisch– hoffen wir, dass sie nicht recht behält.

Was bedeuten solche Phasen für Sie als Führungskraft im ITDZ Berlin?

Wir befinden uns im Notfallmodus. Unsere Führungskräfte treffen sich jeden Morgen virtuell im Notfallstab, teilweise auch am Wochenende. Das ist eine ziemliche Belastung für jeden Einzelnen. Die Schwierigkeit ist, dass wir uns kein Bild machen können, wie lange die Situation anhalten wird und was auf uns als Menschen und als Unternehmen noch zukommt. Aber wir sind bei uns im ITDZ Berlin gut aufgestellt, die IT für das Land Berlin am Laufen zu halten.

Sie haben bereits viel erlebt rund um die IT-Welt und die Berliner Verwaltung. Jetzt feiern Sie 40jähriges Jubiläum. Wagen wir einen Blick zurück ...?

Ein Jubiläum mit Unterbrechungen! Als junger Kerl war ich als Bäderamtsleiter im Bezirk Spandau und wechselte kurz vor der Wende in die dortige Personalabteilung. Eine spannende Zeit. Denn unserem Bezirk wurden Beitrittsgebiete zugeschlagen, zu denen auch eine Grenzkontrollstelle, Krankenhaus und Kita gehörten. Die städtischen Einrichtungen und auch ein Teil der Mitarbeitenden wurden vom Bezirksamt Spandau übernommen. Das war eine Aufgabe, die man so noch nie erlebt hatte.

War eine Karriere in der Verwaltung Berlins damals für Sie schon vorgezeichnet?

Ach, darüber machte ich mir wenig Gedanken. Es kam ja auch alles anders. Ich wurde später Büroleiter in der Abteilung Sozialwesen und kam dann auch in die Senatsverwaltung. Dort hatten wir ein Thema auf dem Tisch, welches das ITDZ Berlin wieder ganz aktuell beschäftigt: Die Einführung einer standardisierten IT für die Berliner Verwaltung. Da wollte ich mitmachen, das faszinierte mich.

Das klingt nach einer damaligen IT-Wende für das Land Berlin ...

Das war es auch! Erstmals kamen wir mit Standards wie SAP in Berührung. Damit wir davon aber auch Ahnung hatten, suchte das Land Berlin Mitarbeiter, die sich von der Verwaltung beurlauben lassen und eine Weile in der IT-Wirtschaft arbeiten würden. Da war ich vorne mit dabei – und das wurde mein Einstieg in die IT und der Grundstein für meine heutige Arbeit im ITDZ Berlin.

Wie lange dauerte dieser Ausflug in die Wirtschaft?

Ausflug ist gut … das waren mehrere Jahre. Ich war 1995 drei Jahre bei KPMG als Beratungspartner für SAP tätig, bevor ich wieder als Landesbeamter zurückkehrte. Später arbeitete ich dann nochmals im Vertrieb des Weltkonzerns SAP, bevor ich nach vier Jahren eine Stelle im ITDZ Berlin antrat. Dadurch kenne ich beide Welten sehr gut – die Verwaltung und die IT-Wirtschaft.

Was stand damals als Aufgabe im ITDZ Berlin an?

Das ITDZ Berlin rief damals eine neue Abteilung für Fachverfahren und E-Government-Anwendungen ins Leben. Das war genau mein Ding und ich durfte diese Abteilung aufbauen. Ende 2012 ging es los, wir waren zum Start 20 Leute – heute arbeiten in der Abteilung über 80 Männer und Frauen. Darauf bin ich stolz, diese Abteilung ist schon so etwas wie mein Baby. Vor kurzem übernahm ich dann die Leitung der Abteilung „Kunden und Produkte“.

Sie besitzen viel Erfahrung in einer Führungsposition. Was ist Ihnen in dieser Rolle besonders wichtig?

Ob mit Kunden oder Mitarbeitenden: Ein guter Umgang auf Augenhöhe und mit Wertschätzung ist für mich ganz, ganz wichtig. Denn Teamwork ist alles. Das bedeutet, dass man offen zueinander ist. Transparent mit Informationen umgeht. Kunden zuhört und sich für sie Zeit nimmt. Intern Verantwortung überträgt und Freiräume gibt und auch eine Fehlerkultur im Unternehmen zulässt.

Das klingt beinahe schon nach einem Ideal ...

Das bedeutet vor allem viel Arbeit. Denn die Verbesserung unserer Unternehmenskulturist ein Dauerthema und zugleich die entscheidende Basis, um für das Land Berlin eine erstklassige IT-Dienstleistung zu erbringen. Ich als Leiter muss herausfinden, welche Führungskonzepte dazu beitragen, dass unsere Leute glücklich sind. Das Prinzip dieses Ansatzes aus dem Programm „Zusammen wachsen” (Corporate Happiness) ist: erfolgreiche Menschen sind nicht glücklicher, sondern glückliche sind erfolgreicher. Das ist die Basis, damit wir auch in Zukunft unsere Aufgaben für die Berlinerinnen und Berliner bewältigen.

Ist das nicht eine abstrakte Aufgabe?

Für mich nicht. Ich weiß aus meiner Spandauer Zeit, was es bedeutet, wenn der Bürger vor der Tür steht. „Thomas, geh‘ mal Ausweise einsammeln!“ hieß es damals als Jungspund für mich. Also kam ich zurück mit einem Ausweisstapel, der über meinen Kopf ragte. Ausweise von Menschen, die ein Anliegen an die Verwaltung hatten. Das war umständlich, das dauerte und forderte uns organisatorisch wie menschlich. Heute lösen wir vieles mit guten IT-Lösungen für die Berliner Verwaltung. Deshalb sollten unsere Admins und Azubis auch einmal vor Ort sein – ob in der Zulassungsstelle oder der Ausländerbehörde. Dann weiß jeder, für wen er arbeitet. So entsteht der Sinn, für den wir jeden Tag zur Arbeit gehen und die Digitalisierung Berlins jeden Tag vorantreiben. Nah an unseren Kunden mit einer guten Beratung und Umsetzung ihrer Wünsche; und nah an den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger, die sich eine moderne, digitale Verwaltung wünschen.

Wir danken Thomas Ehlert für das Interview.