Eugenie: Über Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Frankreich, Kamerun und Deutschland

Teambild Eugenie

Liebe Eugenie, was hat dich ins ITDZ Berlin geführt und wie erlebst du den Umgang mit kultureller Vielfalt im Unternehmen?

Wenn ich nach Arbeitgebenden suche, schaue ich mir als erstes den Internetauftritt auf der Unternehmens-Homepage an. Auf der Website des ITDZ Berlin habe ich Fotos von vielen Menschen mit verschiedenen Merkmalen gesehen, z.B. auch mit unterschiedlicher Hautfarbe. Das war mir wichtig, denn das ist für mich ein erstes Zeichen dafür, dass Unternehmen Diversität wertschätzen und dass eine offene Atmosphäre herrscht.

Im Vorstellungsgespräch hat sich mein erster Eindruck vom ITDZ dann bestätigt – alle waren offen und freundlich und ich habe Herzlichkeit gespürt.
Durch Corona habe ich leider nur kleine Einblick darüber gewinnen können, wie Vielfalt im ITDZ Berlin gelebt wird. Mein jetziger Fachbereich ist auf jeden Fall ein super Beispiel für Diversität – wir sind ein tolles Team und ein wahres Team der Diversität. Wir sind alle unterschiedlich (z.B. Herkunft oder Alter) und werden alle gleichermaßen ins Team integriert und individuell gefördert.

Vor deiner Zeit im ITDZ Berlin hast du bereits viele spannende Stationen durchlaufen und dabei auch verschiedene Kulturen erlebt – bevor du nach Deutschland gekommen bist, hast du in Kamerun gelebt, deinen Master hast du in Frankreich gemacht. Wie hast du die verschiedenen Kulturen erlebt?

Als ich nach Deutschland gekommen bin musste ich mich erst einmal an das kalte Wetter, den Schnee und an das Essen gewöhnen – das Fleisch zum Beispiel schmeckte ganz anders und weniger aromatisch. (lacht)

Während meines Studiums in Frankreich ist mir sofort aufgefallen, dass sich Studierende und Dozierende geduzt haben, das kannte ich aus Deutschland so nicht. Die Dozierenden haben sich auch sehr viel Zeit für die Studierenden genommen. Außerdem war ich sehr überrascht davon, dass täglich zwischen 12 und 14 Uhr mittags alles geschlossen war – die Mittagspause war in Frankreich sehr wichtig und wurde auch nicht verschoben. Das war ganz anders, als ich es aus Deutschland und Kamerun kannte, hier wechseln sich Mitarbeitende mit der Mittagspause ab, sodass die Läden geöffnet bleiben. Die Wichtigkeit der Mittagspause fand ich sehr gut und habe ich mir bis heute beibehalten. Auch die Essenskultur war für mich neu: In Frankreich werden viele kleine Mahlzeiten serviert und es wird sehr lange gegessen und dabei viel geredet. In Kamerun und auch in Deutschland ist das anders: Hier gibt es eine Hauptspeise und nicht unbedingt noch Vor- oder Nachspeisen dazu. Ich bin da auch eher pragmatisch: Eher schnell ein Gericht essen und fertig. (lacht)

Du hast besonders tiefe Einblicke in die kamerunische und die deutsche Kultur erhalten – kann Deutschland etwas von Kamerun lernen?

In Kamerun plaudert man viel miteinander, z.B. mit Nachbarinnen und Nachbarn – die Leute sind offener. Das würde ich mir für Deutschland auch wünschen: Mehr Zusammenhalt und Zusammensein zwischen den Menschen, mehr Geselligkeit.

Kann Kamerun umgekehrt etwas von Deutschland lernen?

Wenn ich in Kamerun zu Besuch bin, fällt mir besonders auf, dass die Vorgänge in Behörden sehr lang dauern und dass noch sehr viel in Papierform gemacht wird. Es ist ein schönes Land mit viel Potenzial, sollte aber stärker auf Digitalisierung setzen und die Chancengleichheit vorantreiben.

Was würdest du dir im Umgang mit Vielfalt im ITDZ Berlin noch wünschen?

Noch mehr Sichtbarkeit für Menschen, die „anders“ sind. Dabei meine ich nicht nur „anders“ auf den ersten Blick, sondern auch Menschen, denen man ihre Diversität nicht ansieht. Das ITDZ hat noch Potenzial, mehr Sichtbarkeit zu schaffen – z.B. über soziale Netzwerke.

Ich habe mal ein Unternehmen kennengelernt, das in der Kantine Rezepte aus unterschiedlichen Ländern zubereitet hat. Der Koch hat mich gefragt, ob ich ihm ein Rezept aus Kamerun bereitstellen kann und hat kulinarische Reisen angeboten, z.B. 2 Tage in Kamerun, Russland oder Polen. Die Idee fand ich toll! Eine weitere Idee wäre, dass Kolleginnen und Kollegen sich beim Kochen filmen und den anderen zeigen, wie sie zu Hause essen.

Außerdem finde ich Sprache wichtig – eine Idee wäre, Schulungsunterlagen auf verschiedenen Sprachen bereitzustellen. Auch unterschiedliche Dialekte innerhalb Deutschlands, die viele Kolleginnen und Kollegen mitbringen, finde ich spannend.

Insgesamt wünsche ich mir – über das ITDZ Berlin hinaus – dass die Menschen sich noch mehr für Diversität und andere Kulturen öffnen. Menschen, die in ein anderes Land kommen, möchten ihren Beitrag leisten und niemandem etwas wegnehmen. Da sehe ich sowohl in Kamerun als auch in Deutschland noch Potenzial. Die Welt ist offen und wir sollten alle offen sein für andere.

Vielen Dank für das spannende Gespräch!

Neben Eugenie haben wir ebenfalls ein Interview mit unserem Kollegen Mustafa geführt. Er spricht über Diversität in Afghanistan und die Wichtigkeit von Sprache.